Patenschaften, Ausstellungen

Frühjahr 1992 – Als sich zeigte, dass weder die Stadtreinigung noch das Gartenbauamt wegen des eingeschränkten finanziellen Spielraums in der Lage waren, das Straßenbegleitgrün sauber und in Ordnung zu halten, wurde an das Wir-Gefühl der Bremerhavener appelliert und die „Aktion Grüne Stadt“ angeregt: Bürger sollten veranlasst werden, aus Verbundenheit zur Stadt selbst Verantwortung für das Stadtgrün vor ihrer Haustür als Baum- oder Beetpaten zu übernehmen, um eine saubere Stadt zu erhalten. „Häufiger selbst zum Besen greifen und vor der Haustür kehren, Unkraut und Unrat in den Beeten und Baumscheiben in Ihrer Straße entfernen, damit sich unsere Stadt stets von ihrer besten Seite präsentiert.“

Zunächst sollten „Baumpaten“ (Einzelpersonen, Familien, Hausgemeinschaften) gesucht werden, vorrangig für Straßenbäume, aber auch für Beete am Straßenrand. Der Grundgedanke war, ein jeder solle nicht nur vor der eigenen Haustür kehren, sondern auch das Straßenbegleitgrün in Ordnung halten zur eigenen Freude und zur Freude der Nachbarn und Passanten. „Der Arbeitsaufwand, den man vor der eigenen Haustür zu erbringen hätte, wäre vergleichsweise gering, der Effekt aber würde groß sein: Die Wohnstraße würde viel gepflegter, grüner und sauberer aussehen als bisher. Vor allem den Bäumen, die es in einer Großstadt mit ihrem starken Autoverkehr und den oft nur winzig kleinen Baumscheiben schwer haben, dürfte Fürsorge guttun“, heißt es in einer Presseerklärung des „Grünen Kreises“ im Februar 1992.

Die Teilnahmebedingungen waren einfach. Man brauchte nur ein Formular auszufüllen und an den „Grünen Kreis“ zu senden, der alles Weitere erledigt. Für die Übernahme einer Pflegepatenschaft erhielt jeder Teilnehmer sogar eine Patenschaftsurkunde.

Die NORDSEE-Zeitung unterstützte den Patenschafts-Gedanken das ganze Jahr über mit Berichten und Bildern. In einer TED-Umfrage im November 1991 sprachen sich 75,6 % der Bevölkerung für diese Idee aus, nur 24,4 % war es egal bzw. stimmte mit „Nein“.

Der „Grüne Kreis“ beteiligte sich von 1984 an gemeinsam mit einem vom Gartenbauamt gestalteten und genutzten Stand als ideeller Aussteller an den Ausstellungen in der Stadthalle.

Die Ausstellung „Haus- und Kleingartenmarkt 1984“ muss wohl ganz besonders attraktiv gewesen sein. Jedenfalls schrieb die Reporterin Herma Wetzel („hw“) in der NORDSEE-Zeitung poetisch: „Primeln leuchten bunt und fröhlich vor einem Wasserfall. In der Nähe prunken kostbare Orchideen. Nadelbäume „sitzen“ auf den Rängen, wo sonst das Publikum angesiedelt ist. Springbrunnen sprudeln munter. Hier elegante Rhododendronbüsche in voller Blütenpracht, dort bescheidene Märzenbecher. Die Stadthalle ist nicht wiederzuerkennen! Sie hat sich in eine liebevoll gestaltete Gartenlandschaft mit über 50.000 Blumen und blühenden Sträuchern verwandelt.“

Diese „Traumlandschaft“ wurde gemeinsam gestaltet von der Kreisgruppe Bremerhaven des Nordwestdeutschen Gartenbauverbandes, vom Gartenbauamt und von 18 Vereinen des Bezirksverbandes der Gartenfreunde Bremerhaven und Wesermünde. Der „Grüne Kreis“ war selbstverständlich auch dabei – mit einem Blumendoktor und dem „Grünen Telefon“, an die Auskünfte über Zimmerpflanzen und Gartenprobleme erteilt wurden. „hw“ von der NORDSEE-Zeitung schrieb: „Der Clou aber dürfte die Kindergärtnerei sein, eine hübsche neue Idee. Kostenlos stellen Gärtner den Kindern Töpfe, Blumenerde, Sämlinge und bewurzelte Stecklinge zur Verfügung. Die Kleinen können die selbst bepflanzten Töpfe mit nach Hause nehmen und das Gedeihen der Pflanzen anschließend auf der Fensterbank bis zum Blühen verfolgen.“

Der „Haus- und Kleingartenmarkt 86“ – wie in jedem Jahr in der Stadthalle - galt als die Fachausstellung für Hobbygärtner und Blumenfreunde. Mitarbeiter des Gartenbauamts waren tagelang damit beschäftigt, den Frühling in den Stadthallen-Innenraum zu holen: Hyazinthen, Tulpen, Vergissmeinnicht und Tausendschön, dazu viel Wasser mit unterschiedlich hohen Fontänen, überall Goldfische – es war ein bezaubernder Ausblick!

Bei dem stets umlagerten Stand des „Grünen Kreises“ war sogar wieder ein „Blumendoktor“ anwesend, der jedermann kostenlose Tipps für die Pflege von Pflanzen gab; außerdem war ein „Grünes Telefon“ geschaltet, bei dem man sich bei den Fachleuten der Kreisgruppe Bremerhaven im Nordwestdeutschen Gartenbauverband kostenlos telefonisch fachkundigen Rat und Tipps in Sachen Blumenpflege holen konnte.

Auch die bei der Gartenausstellung zwei Jahre zuvor so erfolgreiche „Kindergärtnerei“ wurde wieder eingerichtet und war der Renner der Ausstellung. Ganze Scharen von Kindern im Alter zwischen sechs und zehn Jahren beschäftigten sich gemeinsam mit Berufsgärtnern mit dem Eintopfen von Jungpflanzen und durften sie anschließend auch mit nach Hause nehmen. Zur Eröffnung sang der Kinderchor der Theodor-Storm-Schule Lieder vom Frühling. Am Familien-Sonntag erschien sogar der Dorumer Shanty-Chor und brachte Lieder von der Waterkant zu Gehör.

Jürgen Sheldon, Planer und Koordinator der regionalen Leistungsschau „Haus und Garten 1988“, hatte sich etwas Hübsches einfallen lassen: Pflanzsäulen mit Rankgewächsen, Beete mit Frühlingsblumen, schwimmende grüne Inseln in einem Bassin und über allem ein Himmel aus wolkenartigen Stoffbahnen. Auch 1988 wurde wieder eine „Kindergärtnerei“ eingerichtet, was ein großes Echo bei Kindern und Eltern fand. Außerdem gab es einen Malwettbewerb „Wie stelle ich mir meinen Garten vor“ mit teilweise entzückenden Kinderbildern, bei dem der Sieger ein Kinderfahrrad als Preis erhielt.

Im „Garten 90“ waren die Hauptattraktionen die Besuche der „Deutschen Blumenfee“ und die Anwesenheit einer Vertreterin von der Insel Mainau, die am Stand des „Grünen Kreises“ Tipps zur Gartengestaltung weitergaben. Auf der Nordtribüne der Stadthalle war ein Gartencafé „Zur guten Aussicht“ eingerichtet worden mit einen einzigartigen Blick auf über 5000 blühende Blumen, durch einen gärtnerischen Kunstgriff vorgetriebene Rhododendren, bunte Blütensträucher und das prächtige Wasserspiel in der Hallenmitte – ein Genuss für Auge und Ohr.

Bei „Garten 90“ wurde erstmals ein hölzerner „Spendenbaum“ aufgestellt, der zu Beginn der Ausstellung noch völlig ohne „Laub“ war und der durch Spenden bald mit vielen bunten (Papier-) Blättern geschmückt wurde, die von hübschen „Hostessen“ verkauft wurden. Das eingesammelte Geld wurde anschließend für Baumpflanzungen verwandt, denn ein Sturm hatte zuvor große Schäden in der Stadt angerichtet, die beseitigt werden sollten.

Auf der bundesweiten Jahrestagung der Deutschen Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolengesellschaft (DDFGG), die im September 1992 in Bremerhaven abgehalten wurde und die mit einer Dahlien-, Fuchsien- und Kübelpflanzen-Ausstellung mit dem verheißungsvollen Titel „Königin des Herbstes – Charmante Schönheit – Südliche Impressionen“ verbunden war, konnten die Besucher im „Weser-Forum“ im Columbus Center in einer traumhaft schönen und beeindruckenden Sonderausstellung Dahlien und Fuchsien bewundern, wie man sie sonst in dieser Qualität und Fülle nirgends zu sehen bekommt. Es wurden neben unzählig vielen und unglaublich bunten Dahlien auch Fuchsien und imposante Kübelpflanzen gezeigt. Alle waren begeistert, der Publikumsandrang war beachtlich.

Der langatmige Titel der Ausstellung hatte nicht zu viel versprochen. Das normalerweise eher nüchterne Weser-Forum, dessen eigentlicher Zweck die Durchführung der Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung war, wurde in ein bezauberndes Blütenmeer verwandelt mit imposante subtropische Ziergehölze. Die Schönheit und Farbenpracht der vielen Dahlien- und Fuchsienblüten ist noch jetzt in der Erinnerung kaum zu beschreiben. „Die Pflanzenpalette wurde durch (…) farbenfrohe Gladiolen vervollständigt, die zwei englische Aussteller mitgebracht hatten.“ So das Sonntags-Journal.


Bei dieser Gelegenheit wurde eine neue Dahliensorte des Züchters Wilhelm Schwieters, Legden (Münsterland), in den Stadtfarben Bremerhavens (kirschrot mit weißen Spitzen) in einer feierlichen Zeremonie mit Weserwasser von der Taufpatin Stadträtin Margarete Reimelt auf den Namen „Seestadt Bremerhaven“ getauft.

Fuchsien-Hobbyzüchter Erwin Schulz aus Stuhr bei Bremen stellte ebenfalls eine neue attraktive Sorte vor, die „Roland von Bremen“. Auch hier gab es einen prominenten Taufpaten: Dr. Dieter Klink, Präsident der Bremischen Bürgerschaft. Der Pressebericht über die Vorstellung dieser Fuchsie schwärmt von der „charmanten, aparten Schönheit der fast 6 cm langen Knospe, einer tanzenden Schönheit, die sich zu einer gefüllten blau-rosa-lila-weißen Blüte öffnet“.

Seit Mitte 1990 wurden von Vorstandsmitgliedern in der Fußgängerzone der „Bürger“ an die Passanten am Sonnabend vor Muttertag kostenlos rund 250 kleine Sommerblumenpflanzen verteilt, die vom „Wirtschaftsverband Gartenbau“, also den Berufsgärtnern, zur Verfügung gestellt und von den Passanten sehr gern angenommen wurden.