Veranstaltung "Grünes Bremerhaven - Utopie oder Wi

Auf dem Podium von links: Mandy Kathe-Heppner, Sybille Böschen, Maximilian Charlet und Andrea Toense.

Unter dem Motto „Ein grünes Bremerhaven: Utopie oder bereits Wirklichkeit?“ hatte der Grüne Kreis Bremerhaven am Donnerstag, 20. November 2025, in die Stadtbibliothek eingeladen.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die aktuellen Herausforderungen und Erfolge der Stadt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Lebensqualität. Ziel der Veranstaltung war es, die Bedeutung ökologischer Initiativen und nachhaltiger Stadtentwicklung in Bremen und Bremerhaven zu diskutieren und zu fördern.

Die Gäste:


Andrea Toense

Einleitend wies Andrea Toense darauf hin, dass die Stadt angesichts der finanziellen Lage Schwierigkeiten bei der Realisierung eines starken Klimaschutzes habe, dass man aber trotzdem einige kleine Schritte gegangen sei. Für Toense sei nicht nur der Klimaschutz an sich, sondern auch die Klimaanpassung wichtig. 13 Schlüsselmaßnahmen habe die Stadt bislang umgesetzt.
Hinsichtlich der Schwammstadt sei es aber wichtig, bei der Realisierung darauf zu achten, dass es nicht zur Verwässerung führt.
Zu den kleinen Schritten der Anpassung gehöre auch die Umgestaltung oder Umwidmung öffentlicher Räume wie in der jüngeren Vergangenheit im Bereich hinter der Großen Kirche.
Auch im Bereich der Moore gebe es Handlungsmöglichkeit wie zum Beispiel die Wiederverwässerung des Fehrmoores.
Der starke Bewuchs mit der Krebsschere im Ausee habe weite Teile der Bevölkerung verunsichert. Deren Bestand, sieht Toense aber nicht als Entgleisung der Natur, sondern als wertvollen Naturschutz. Etliche Tiere nutzten den so geschützten See als Brut- oder Aufzuchtfläche. Neben den Vögeln profitierten auch andere Tierarten wie beispielsweise Amphibien, Reptilien, Tagfalter und Libellen. Bei den letzteren sei es die Grüne Mosaikjungfer, eine streng geschützte Libellenart.

 

Maximilian Charlet

In den Bereich des Bauens und Wohnens führte Maximilian Charlet.
Die Lage von der Stadt Bremerhaven sei durch die Umzingelung durch Niedersachsen geprägt. Damit hänge auch die große Zahl der Menschen zusammen, die täglich von außerhalb nach Bremerhaven pendeln. 30.000 seien es, sagte Charlet. So stelle sich die Frage, wieviel neues, zusätzliches Bauland Bremerhaven noch benötigt, wenn in Bremerhaven doch eher gearbeitet als gewohnt werde.
Im Zusammenhang mit der Bevölkerung stehe auch die Straßeninfrastruktur. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Bremerhaven viel im Sinne des Straßenverkehrs geplant und gebaut. Heutzutage könne man durchaus an einen Rückbau denken. Man müsse beispielsweise auch die Bedeutung des Hafens und dessen Zu- und Abfahrten für den Betrieb des zivil und militärisch (NATO-Umschlaghafen) wichtigen Hafens bedenken.
Charlet rückte ein Stück weiter zur Natur, als er die Begrünung der Gebäude in öffentlicher Hand ansprach. In Bezug auf eine Fassadenbegrünung warnte Charlet aber auch davor, dass es Beispiele gebe, in denen die Begrünung das Mauerwerk beschädigt habe.
Die Beschränkungen hinsichtlich von Schottergärten seien ausgeweitet worden. Doch sei das Einhalten der Richtlinien und Gesetze hier nicht einfach. Die zuständigen Ämter hätten nicht das Personal, um die Stadt flächendeckend zu durchstreifen.

 

Mandy Kathe-Heppner

Für das Gartenbauamt nahm Mandy Kathe-Heppner an der Veranstaltung teil. Sie verwies auf die notwendige Abschattung, die Straßenbäume mitbringen. Sie sieht aber auch das Spannungsfeld zwischen Parkplätzen und Straßenbäumen.
Um zu kontrollieren, wie es um die Gesundheit der Bäume steht, habe man 55 Feuchtigkeitsmessgeräte angeschafft. Bei deren Einsatz sei man in vielen Fällen von den Ergebnissen überrascht worden. So manchmal habe sich herausgestellt, dass die Bäume viel zu stark gewässert wurden, weil man eben ohne Messgerät entschieden habe. Der Einsatz der Messgeräte führe zu einer besseren Versorgung - und auch zum effektiveren Einsatz des Personals.
Kathe-Heppner verwies auf das Baumkataster, das einen Blick in den Baumgestand bin hinunter zum einzelnen Baum und dessen individuellen Merkmalen gestatte. Weiteres Ziel sei es, ein Grünflächenkataster zu erstellen.
Einen neuen Schritt sei die Stadt mit der Einrichtung eines Piko-PARKS gegangen, einer grünen Oase mitten in der Stadt, ein Platz zum Entspannen, für mehr Biodiversität, ein besseres Stadtklima und für das soziale Miteinander. Ideen und Anregungen der Bremerhavenerinnen und Bremerhavener sind ausdrücklich gefragt. Interessierten sind eingeladen, sich am Freitag, 28. November 2025, zwischen 13.30 Uhr und 16.30 Uhr zu informieren und ihre Wünsche und Vorstellungen in die Planung einzubringen. Dies ist parallel an zwei Standorten möglich: vor Ort am Infopoint auf der Brachfläche (Columbusstraße/Ecke Keilstraße) und im Timeport II (Barkhausenstraße 2).

 

Seitens der Besucher der Veranstaltung wurden auch einige Punkte angesprochen. Wobei auch gesehen wurde, dass es angesichts der momentanen finanziellen Lage der Stadt schwerfalle, etwas zu bewegen.
Allerdings sollte man versuchen, kleine grüne Inseln innerhalb der städtischen Bebauung zu erhalten und sie nicht einer anderweitigen Verwendung zuzuführen.
Im Bereich des ÖPNV könne die Wiedereinführung der Straßenbahn ein Klimaschutzelement darstellen. Charlet sah das ebenfalls positiv: Die Straßenbahn könne durchaus eine Ergänzung eines guten ÖPNV sein. Man müsse aber auch die Finanzierung im Auge haben - sowohl zum Start der Straßenbahn als auch im späteren Betrieb.
Veralteter Wohnraum, so ein Einwurf, wirke aufgrund der Bauweise als Hitzespot, was man tunlichst vermeiden sollte.
Zum Thema "neuer Wohnraum" meinte Charlet, dass man sich fragen müsse, ob weiterer neuer Wohnraum geschaffen werden müsse. "Wir haben genügend Wohnungen". Andererseits zeigten Umfrageergebnisse, dass der Wunsch, umzuziehen, durchaus bestehe. Und die Umzüge würden dann raus aus Bremerhaven und hinein nach Niedersachsen, Bremen oder anderswohin führen.